Sankt Martin


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1. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
Sein Roß, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
Sein Mantel deckt ihn warm und gut.

2. Im Schnee saß, im Schnee saß,
Im Schnee, da saß ein armer Mann,
Hatt' Kleider nicht, hatt' Lumpen an:
"O, helft mir doch in meiner Not,
Sonst ist der bitt're Frost mein Tod!"

3. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zieht die Zügel an,
Sein Roß steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
Den warmen Mantel unverweilt.

4. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gibt den halben still,
Der Bettler rasch ihm danken will,
Sankt Martin aber ritt in Eil'
Hinweg mit seinem Mantelteil.

(Die weiteren vier Strophen sind weniger gebräuchlich.)

5. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin legt sich müd' zur Ruh',
Da tritt im Traum der Herr dazu.
Er trägt des Mantels Stück als Kleid,
Sein Antlitz strahlet Leiblichkeit.

6. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin sieht ihn staunend an,
Der Herr zeigt ihm die Wege an.
Er führt in seine Kirch' ihn ein
Und Martin will sein Jünger sein.

7. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin wurde Priester gar
Und dient' fromm an dem Altar.
Das ziert' ihn wohl bis an das Grab,
Zuletzt trug er den Bischofsstab.

8. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin, o, Du Gottesmann,
Nun höre unser Flehen an!
O, bitt' für uns in dieser Zeit
Und führe uns zur Seligkeit!

(Die weiteren zwölf Strophen sind noch weniger gebräuchlich.)

9. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin bald sein Ziel erreicht
Und schnell von seinem Rößlein steigt.
Ermüdet legt er sich zur Ruh',
Die Augen fallen ihm gleich zu.

10. Im Traum schaut, im Traum schaut,
Im Traum schaut er ein glänzend' Licht
Und eine milde Stimme spricht:
"Hab' Dank, Du braver Rittersmann,
Für das, was Du an mir getan!"

11. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ganz verwundert denkt:
"Was hab' ich heut' denn weggeschenkt?
Ich hatte weder Geld, noch Brot,
Zu lindern eines Armen Not."

12. Da naht sich, da naht sich,
Da naht sich wie die Sonne klar,
Umringt von einer Engelschar,
Mit Martins Mantel angetan,
Der Heiland dem erstaunten Mann.

13. "Seht," spricht er, "Seht," spricht er,
"Seht," spricht er zu den Engeln dann,
"Seht, dieser brave Reitersmann
Hat heut' mit aller Freude mir
Geschenkt den halben Mantel hier."

14. "Wer bist Du, wer bist Du,
Wer bist Du?" - fragt Sankt Martin schnell.
Da wird's in einer Seele hell,
Er sieht's, es ist der Herr der Welt,
Der mit der Hand den Mantel hält.

15. Und huldvoll, und huldvoll,
Und huldvoll schaut er Martin an
Und spricht: "Was heute Du getan
Am Bettler, der am Wege saß,
Ich nahm's für mich, an mir geschah's.

16. Nimm freudig, nimm freudig,
Nimm freudig nun auch an den Lohn,
Der Dir bestimmt auf Erden schon:
Du sollst mein treuer Diener sein
Als Bischof in der Kirche mein'."

17. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ist dann aufgewacht
Und hat sich gar nicht lang' bedacht.
Schon bald die Taufe er empfing
Und dann zu lehren aus er ging.

18. Und die ihn, und die ihn,
Und die ihn hören, folgen gern
Und dienen fortan Gott, dem Herrn.
Die Kirch' in neuem Glanz erblüht,
Wohin Sankt Martin immer zieht.

19. Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin war ein Wundermann,
Der allzeit Gutes nur getan.
Drum ging er auch ins Himmelreich
Bei seinem Tode ein sogleich.

20. Nun feiern, nun feiern,
Nun feiern alle, groß und klein,
Heut' mit Gesang bei Fackelschein
Sein Fest in Lust und Fröhlichkeit
Nach frommem Brauch aus alter Zeit.

(Aus: Liederschatz für katholische Vereinigungen aller Art, 1904.)